Von Gothamella
Meckern kann jeder, und wenn der Gemeine Grufti nichts zu Meckern hat, ist er noch unglücklicher als eh schon. Also wurde dieses Jahr beim M'era Luna-Festival so richtig viel rumgemotzt. Über das Wetter (scheiße), über die Orga (chaotisch), über die Bands (langweilig), über die Gäste (noch langweiliger), über das Gelände (matschig), über das Essen (langweiligteuerschmecktnicht), über den Stromausfall (dunkel), über die Lesung (laut), über die Modenschau (blutig), über das Merch (fadenscheinig), einfach über alles. Und was soll man sagen? Es war herrlich! Hier die Gruftboten-Rückschau auf ein, nun ja, denkwürdiges Festival, das wir so schnell nicht vergessen werden. Und schaut Euch auch die schöne Bildergalerie unten an.
Grufti-Faktor: Sagenhafte 100 Prozent
Fangen wir mit etwas Gutem an: Endlich sehen unsere Stiefel mal so aus, als hätten wir am Wochenende wirklich einen Friedhof umgegraben, wie sich das für richtige Gruftis ja angeblich gehört. Dabei waren wir doch nur auf unserem Lieblingsfestival, dem M'era Luna in Hildesheim. Das war dieses Jahr vor allem nass. Dafür roch auch spätestens ab Samstagabend alles irgendwie nach Moder und Tod. Und vor allem die Camper sahen auch so aus. Wenn das mal nicht angemessen war. Grufti-Faktor: 100 Prozent.
Respekt für die tapfersten Camper on Earth
Patsch, patsch, patsch, rutsch, schlitter, huch! Achtung, tiefe Pfütze! Die Idee, für die mordshungrigen Gruftboten am Samstag während des Korn-Konzerts "mal eben noch ein paar Pommes" zu holen, erwies sich als echtes Abenteuer. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Festivalgelände fast durchgehend in eine strohbedeckte, teils tückisch nasse Schlammwüste verwandelt. Aus diesen Zutaten hat man im Mittelalter noch Ziegel zum Häuserbauen gemacht. Und solch einen Ziegel hatte nun fast jeder der 25.000 Besucher an jeden Fuß.
Respekt, vor allem für die Camper und Zelter unter den Gästen, die dem Regen und Matsch und den weiten Wegen so tapfer trotzten! Und selten waren die Gruftboten so dankbar für ihr Hotel, in dem sie schon so viele Jahre gut und trocken unterkommen.
Elf tolle Jahre
Ok, das Wetter war mies, der Schlamm auch. Richtig mies sogar. Aber da das M'era traditionell nur alle zwölf Jahre mal absäuft, können wir uns freuen: auf die kommenden elf Jahre! Also: Schuhe schrubben, Klamotten waschen - und einen großen Haken dran machen.
Stau, Stau, Stau
Auch den Mega-Stau sollten wir schnell wieder vergessen, der fast noch dafür gesorgt hat, dass wir am Freitagabend die Lesung mit Markus Heitz, Megaherz-Frontmann Alexander Wohnhaas und Christian von Aster verpasst haben. Wobei der Begriff "Lesung" nur im Fall der wie gewohnt famosen und gut gelaunten Herren Heitz und Von Aster wirklich passend war. Bei Megaherz-Frontmann Wohnhaas klang das Ganze eher nach einer "Schreiung", so laut war es. Nun, zu wenig Action kann man dem Mann nicht vorwerfen.
Festival der guten, alten Gewohnheiten
Doch das M'era ist das Festival der guten, alten Gewohnheiten, weshalb aller Wahrscheinlichkeit nach nächstes Jahr wieder jemand anderes den Mittelpart der Lesung bestreiten und sich mutig von Heitz und Von Aster zerlesen lassen wird. Was auch ok ist, denn Gruftis mögen es offenbar, wenn alles so läuft wie immer - inklusive des Meckerns über diese schreckliche, ewige Langeweile des Immergleichen.
Plädoyer fürs Bankdrücken
Nur die Bierbänke, die früher immer im Hangar zu Lesung aufgebaut waren, die hätten wir gern statt der dieses Jahr aufgestellten Stühle zurück. Ist doch viel stimmmungsvoller, dieses charmante Turnhallen-Feeling und das lustige Geschiebe und Gerutsche auf den Bänken.
Und die Musik?
Die war - natürlich! - langweilig, denn viele der Bands sind tatsächlich routinierte M'era-Wiedergänger. Und so überraschender, dass ausgerechnet eine der fleißigsten und unermüdlichen Live-Bands und M'era-Dauergäste das beste Konzert des Wochenendes hinlegten.
Hier unsere Festival-Tops im Überblick:
Bestes Konzert ...
... legten eindeutig Project Pitchfork hin. Der schwarze Peter Spilles war bestens gelaunt und in Form, die Setlist gespickt mit den Top-Hits der Elektro-Altmeister, ein Highlight selbst für die Gruftboten, die die Hamburger Mannen schon sehr, sehr oft, aber zumindest auf einem Festival noch nie so kraftvoll erlebt haben. Eine Freude auch die drei (!) Schlagzeuger. Mann gönnt sich ja sonst nichts.
Beste Live-Entdeckung ...
... waren She Past Away am Samstagmittag im Hangar. Auf Platte und in Clubs schon hitverdächtig, live ein erlesener Genuss. Das Wave-Duo aus der Türkei scheint direkt aus den Achtzigern hierher gebeamt worden zu sein, inklusive trauriger Panda-Augen-Bemalung und schlimmen weiten Hemden mit noch schlimmeren Mustern. Und mit dieser herrlich fließenden, melodisch-trübsinnigen Melancholie, die selbst bei gestrengen Oldschool-Obertrue-Goten ein mildes Lächeln hervorzaubert. Endlich neue Musik, die so klingt wie früher.
Die Gruftboten freuen sich schon auf die She-Past-Away-Tour im Herbst - zusammen mit den ebenfalls großartigen Golden Apes aus Berlin.
Blödester Moment ...
... war wohl der gefühlt stundenlange Stromausfall während des ASP-Konzerts. Denn erstmals wollten sich auch die eher nicht-ASP-affinen Nord-Gruftboten den Gig anschauen. Um dann doch zu Covenant zu wechseln. Die im Übrigen ein Top-Konzert hinlegten und sogar ganz festival-unüblich überzogen, um "Dead Stars" noch in einer Super-Long-Live-Version zu spielen. Als Zugabe gab es dann noch oben drauf "Call The Ships To Port". Super.
Die ASP-Fans haben übrigens ganz brav und gesittet gewartet bis, der Strom wieder da war und das Konzert weiter gehen konnte.
Lustigster Moment ...
... war das stille, aber eifrige Gruppen-Zuwinken von Markus Heitz und Mark Benecke auf der einen Seite (die drinnen saßen) und den Gruftboten (die draußen vorbeistapften, um den Tower für ein paar schöne Übersichts-Fotos zu erklimmen). Herzlicher wurde sich in der M'era-Historie bestimmt noch nie zugewunken.
Schrägster Moment ...
... war der Fackelhalter-Auftritt unseres Lieblingskriminalbiologen Mark Benecke beim Konzert von Blutengel. Während wir uns vor der Bühne sprachlos fragten, wo denn der Stromausfall bleibt, wenn man ihn mal braucht, hatte Mark das Grinsen ins Gesicht geklebt. Er hatte so viel Spaß! Na guuuut, dann wollen wir mal nicht so sein... Aber hey! Fackelhalter? Wirklich??
Schönster und alles wieder gutmachender Moment ...
... war die Abschluss-Feuershow auf dem Mittelaltermarkt am Sonntagabend direkt im Anschluss an die letzten Töne von And One auf der großen Bühne. Beste Stimmung, tolle Feuershow, nette Menschen rundherum, endlich mal kein Regen und endlich, endlich dieses so wohlbekannte und gerade deswegen so schöne M'era-Luna-Gefühl.
Die Gruftboten waren zufrieden. Und freuen sich schon auf das zweite August-Wochenende 2018, wenn alle wieder meckernd und fröhlich zusammenkommen, um das gute, alte M'era zu feiern.
M'era Luna 2017 - Die Bildergalerie (Teil 1)
Fotos von Dunkelklaus
Fotos von Batty Blue