Von Gothamella
Na, alles dabei? Was in keiner Gothic-Tasche fehlen sollte.
Von wegen individuell: Die allermeisten Gothic-Ausgeh-Taschen sind wie aus dem Grufti-Baukasten. Sie wiegen schon ohne Inhalt ungefähr eine Tonne, denn all die Buttons und überflüssigen Ketten
und Nieten und Sicherheitsnadeln und sonstiger angeflanschter Klimbim sind von Natur aus keine Leichtgewichte. Und außerdem sollen sich ja die Ordner bei Konzerten oder die Jungs und Mädels vom
Sicherheits-Check am Flughafen auch nicht langweilen. Bei Gruftis piept es immer!
Beim Blick ins Innere der metallbeschlagenen Schlepphilfen zeigt sich dann, dass die ach so unheimliche schwarze Szene ausgesprochen durchschnittlich gepolt ist: Denn statt Ritualkerzen,
Tarotkarten, Opfermesser oder Satansbibeln tummeln sich in den gruftigen Ausgeh-Taschen die üblichen Verdächtigen wie Geld, Schlüssel, Handy, Ausweis-Dokumente und Schminkkram. Wie langweilig.
Oder doch nicht?
Wie man's nimmt. Wer auf schwarzen Parties oder Konzerten für alles gewappnet sein will, sollte doch noch einiges dazupacken. Hier die Liste der absolut unverzichtbaren Gothic-Taschenbewohner:
1. Patchouli. Schon allein zur Imagepflege, sollte man aus Versehen mal bei einem Normalo-Event landen. Beim großzügigen Einduften auf dem Klo kann man dann lächelnd der un-gruftigen Welt mitteilen, dass man das Zeug früher "Leichenöl" nannte. Wer richtig nett sein will, erklärt auch, warum das so war. Oder lässt andernfalls die Info unkommentiert im Raum stehen und verduftet wieder. Bei Gothic-Events dagegen kann man freundlich das Duftfläschchen weiterreichen und sich als "so was von true" Obergrufti outen. 1000 Punkte für die Finsterbilanz!
2. Tempos. Nicht irgendwelche Papiertaschentücher, sondern Tempos. Die Blauen. Die ganz Normalen ohne Aloe-Kamille-Sonstwie-Gedöns. Warum? Es sind die einzigen Taschentücher, die nicht beim versehentlichen Mitwaschen Deine schönen, schwarzen Klamotten auf ewig mit fiesen, feinen, weißen Fusseln versauen. Deswegen Tempos. Immer. Ohne Ausnahme.
3. Flaschenöffner. Für das Weg-Bier auf dem Fußmarsch hin zum Festivalplatz. Oder zum Konzertsaal. Oder zur Party. Oder für die Nichtraucher unterwegs, die ihre Flaschen sonst nicht aufbekommen. Schließlich sind Gruftis ja nett und hilfsbereit und haben immer so praktischen Kram dabei.
4. Feuerzeug. Falls kein Flaschenöffner zur Hand (siehe Punkt 3). Und für die Raucher, die keins dabei haben. Und an Silvester für die Wunderkerzen. Überhaupt für Kerzen aller Art. Und nicht zuletzt, um die Handy-Taschenlampe bei Konzerten zu schonen. Mal abgesehen davon, dass ein hin- und hergeschwenktes Feuerzeugflämmchen bei Balladen viiiiiel romantischer ist als das kalte Smartphone-Licht. Doch Vorsicht: Nach spätestens einer Minute Dauerfeuer ist die Metallkappe oben irre heiß. Aber Brandings können ja auch schick aussehen...
5. Fächer. Es ist heiß nach all dem Rumgetanze? Draußen sind 35 Grad, aber Du musstest Dich trotzdem in die große Robe werfen? Du ziehst Deinen mega-coolen Mantel auf keinen Fall aus, stirbst aber darin vor Hitze? Ein Fächer hilft! Bei schwungvollem Gewedel sogar Deiner ganzen Clique. Oder dem, der hinter Dir steht. Und es sieht sooooooo schick aus.
6. Spiegel und Kamm. Am besten kombiniert und zum Zusammenklappen nach Schweizer-Messer-Art. Der Kamm rettet verzweifelte Iro- und Vogelnest-Träger an regnerischen Tagen. Und der
Spiegel hilft bei der Make-up-Restauration an Orten, wo kein Spiegel zu Hand ist. Zum Beispiel bei Dixi-Klo-Events.
7. Kugelschreiber. Für die Wunschliste beim DJ. Zum Notieren von Bands und Songtiteln, für Telefonnummern, für einfach alles, was man unterwegs entdeckt hat und nicht vergessen
will. Denn Handys sind unzuverlässig.
8. Wunschliste der persönlichen Lieblings-Tanz-Hits. Der DJ verzapft Mist? Hat keine Lust, keine Ahnung, keine Idee oder alles zusammen? Und Dir fällt auf die Schnelle kein
Wunsch ein, der die Situation retten könnte? Da hilft Dein Spickzettel. Am besten zu Hause Block und Stift hinlegen, immer mal ein Lied dazuschreiben und dann den vollen Zettel mit
Top-Party-Songs in die Ausgeh-Tasche packen. Wer mag, kann auch noch verschiedene Listen für jede Gelegenheit anlegen. Für Oldschool-Parties, für Synth-Pop-Abende, für den EBM-Floor... Und ja,
das gibt dann noch mal eine Extra-Ladung Finsterpunkte.
9. Pfefferminz-Pastillen mit Zucker im stabilen Metall-Döschen. Bestens geeignet zum Überbrücken von doofen Liedern und müden Phasen, zum freundlichen Anbieten, für den kleinen
Hunger zwischendurch. Und natürlich für frischen Atem. Und warum mit Zucker? Na, weil Zucker-Ersatzstoffe bei vielen Menschen eine ähnliche Wirkung haben wie Zwiebeln, Rohkost, Bohnen oder Kohl:
Sie sorgen für seeeehr viel Luft im Bauch. Wer einmal die Kombination "Korsett plus zuckerfreie Bonbons" probiert hat, weiß es danach besser. Und putzt sich lieber öfter die Zähne.
10. Ohrenstöpsel. Unverzichtbar für zu laute Konzerte. Auch doofe Musik oder Gespräche, die man gar nicht hören möchte, werden zuverlässig ausgeblendet. Am besten immer zwei Paar einstecken, die Stöpsel neigen zum Verschwinden. Außerdem ist fast immer einer in der Gruppe, der keine dabei hat.
So, das war's. Zum Schluss noch ein Tipp für alle Taschen-Puristen: Wer nicht den ganzen Krempel mitschleppen will, aber trotzdem nicht auf Fächer, Bonbons, Flaschenöffner und Co. verzichten möchte, sorgt am besten dafür, dass seine Freunde gut ausgestattet sind. All die erwähnten Helferlein sind schöne Geschenke - und so nützlich.