Von Gothamella
Cure-Fans sind anders. Einmal im Jahr, an einem Samstag irgendwann um den 21. April herum, ist für die Fans der britischen Band zum Beispiel Weihnachten. Dann machen sie sich auf nach
Berlin, rüschen sich standesgemäß gruftig auf und versammeln sich am Abend aufgeregt in einem liebevoll geschmückten Club. Und dort tanzen sie dann die ganze Nacht zu den weltbesten Songs Ihrer
Lieblingsband, aufgelegt von den weltbesten Cure-DJs und glücklich wie Kinder unterm Weihnachtsbaum. So geschehen auch dieses Jahr am 22. April 2017 im wunderbar verwinkelten Maze-Club in Berlin-Kreuzberg.
A Strange Night
Dieses Mal war das Fest zu Ehren von Cure-Mastermind Robert Smith, der am 21. April Geburtstag hat, sogar noch ein bisschen toller und versponnener als sonst. Denn parallel zur 13. Ausgabe der Cure-Fan-Party "A Strange Night" stieg im Maze auch die Blüthenrausch-Party. Und was soll man sagen? Beide Partys passten so gut zusammen als wären es siamesische Zwillinge. Hier der Party- und Location-Check im Schnelldurchlauf:
Six Different Ways durch den Hanging Garden
Maze heißt übersetzt Labyrinth oder Irrgarten, und es könnte keinen besseren Namen für diesen herrlichen Club geben. In einem Berliner Hinterhof am Mehringdamm 61 (bestens zu erreichen mit der U 7 , Haltestelle U Mehringdamm) liegt der Zugang, zahllose kleine und große Treppen führen das Publikum tief hinunter in den Bauch des Hauses, und nur schlicht Gestrickte würden das einen Keller nennen. Tatsächlich ist das verwinkelte Schatzkästchen der Berliner Clubszene, ähnlich einer Hobbithöhle, zwar unterirdisch gelegen, dafür aber durch die vielen Gänge, Räume, Nischen, Sofas, Treppchen und Sitzgelegenheiten überirdisch gemütlich.
In diesem Fall hatte das Blüthenrausch-Team zudem ganze Arbeit geleistet und den Club mit reichlich Blumen und grünen Ranken in einen feenhaften Frühlingstraum verwandelt. Den Hanging Garden perfekt machten eine Menge Kerzen, Grablichter auf den Stufen, ein Video-Beamer, der ausschließlich Cure-Videos an die Wand neben dem Cure-Floor zauberte, und eine bestens gelaunte Crew am Eingang, an den drei Theken und hinter den DJ-Pulten. Toll!
The Walk
Zwei weit voneinander gelegene Floors störten sich nicht gegenseitig, sondern ergänzten sich wunderbar, und der Weg lohnte sich immer in jede Richtung. Auf dem einen Floor gab es The Cure ohne Unterlass (hach... ❤️), auf dem anderen wunderbare, gerne auch selten gehörte oder schon total vergessene, einst aber heißgeliebte Indie-Töne. Beides top!
Let's have a drink or two, sit down and talk a while...
Bier gibt's in Flaschen und kostet die krumme Summe von 3,20 Euro. Wer Kleingeld hat, ist echt im Vorteil, und wer sich anschließend mit seinem Getränk auf einem der vielen Sofas niederlässt, kommt so schnell nicht wieder hoch. 1000 Finsterpunkte für die Gemütlichkeit!
Doch Vorsicht vor zu viel Alkohol. Dieser Irrgarten mit seinen vielen Treppchen, Abkürzungen, Gängen und plötzlichen Abzweigungen hat es in sich.
Dafür gibt es zum Frischmachen gleich zwei Toiletten, einmal oben am Eingang (Vorsicht, bei den Türen kann man sich prima die Finger klemmen, außerdem gibt's eine echt fiese Stolper-Stufe), einmal unten hinter dem kleineren Floor, wo auch der Kicker steht (und wo man gut tanzen kann, wenn man zum Beispiel den Forest vor lauter Cure-Fans auf der Tanzfläche nicht mehr sieht. Die Toiletten sahen auch zur später Stunde noch ok aus, zwar gab es dann kein Toilettenapier mehr, dafür aber genügend Seife.
Eine Garderobe gibt es im Maze auch, Kostenpunkt: ein Euro pro Gruftikutte, Grabstein oder Tasche.
How beautiful you are
Das Publikum war vollkommen unberlinerisch: ausnehmend sorgfältig und schön gestylt, viele hatten Robert zuliebe ihren Toupierkamm glühen lassen, auch die Stimmung war familiär, offen und ausgesprochen fröhlich und ausgelassen. Eine besondere Party mit ebenso besonderen Gästen, die im Übrigen auch gerne mal aus dem Ausland anreisen, wie viele vor allem englische Gesprächsfetzen verrieten.
Love Song
An der tollen Stimmung nicht unschuldig waren die DJs. Ein großes Lob also auf die DJs Wilco, Knüpfi, Ragnar sowie den (für den leider beruflich kurzfristig verhinderten Ørlög) eingesprungen DJ Alex Plush Anders!
Close to me
Und es war voll! Aber zum Glück nicht zu voll, sondern gerade richtig. Die Gruftboten-Recherche ergab, dass zwischenzeitlich rund 350 Leute im Club waren. Wow!
Hot hot hot!!!
Bester Gänsehaut-Moment auf dem Cure-Floor: Als der ganze Laden bei "10.15 Saturday Night" das "drip drip drip drip drip..." des tröpfelnden Wasserhahns mitgesungen hat. Fan-tastisch! Immerhin tropft der Hahn in Roberts Küche schon seit 38 Jahren...
Bester Song auf dem Dark Romantic Floor: Happy House von Siouxsie and The Banshees. Toll, wenn die DJs Wünsche erfüllen, bevor man sie überhaupt ausgesprochen hat. Auch super: Mal wieder Shine On von The House of Love zu hören. Schon ewig nicht mehr zu getanzt! Und zu Chameleons auch schon lange nicht mehr. Sehr schön!
Wegen Herumirrens verpasstes Lied: Fire in Cairo. Haben nur noch die letzten Takte mitbekommen. Das nächste Mal...
Meistvermisstes Lied: Six Different Ways, das kam und kam einfach nicht (und die Gruftboten waren seeeehr lange da). Schade.
Lustigstes Fachgespräch: Über die erste Cure-Platte, die im Regal stand und von der ein Fan der Band, dessen Namen wir hier nicht verraten, sehr sehr lange dachte, das Album hieße "Drei eingebildete Jungs". Tse...
The Wish
Robert Smith höchstselbst wird natürlich jedes Jahr herzlich und explizit zu seiner Geburtstagsparty nach Berlin eingeladen. Schade, dass er bisher noch nicht da war. Vermutlich würde es ihm sehr gefallen. Vielleicht nächstes Jahr?
Never enough
Das Gruftboten-Fazit: Volle Punktzahl für die beste Oldschool-Party aller Zeiten! Als Solo-Party für Cure-Fans eh schon ein Traum, als Doppel-Whopper-Event mit Blüthenrausch sehr nahe an der perfekten Party für Gruftis der alten Schule, die auch Indie mögen. Bis zum nächsten Mal!
Schade nur, dass wir jetzt wieder ein Jahr warten müssen. Aber: Boys Don't Cry! Mädels übrigens auch nicht.