Göttliche Mission: Wie die Szene-Urgesteine The Mission ihre Fans zu Schweiß und Freudentränen rührten. Und weshalb ein Mikrofonständer sexy sein kann

The Mission in Hannover, 03. Juni 2017 / Foto: Dunkelklaus
The Mission in Hannover, 03. Juni 2017 / Foto: Dunkelklaus

Mit turmhohen Erwartungen im Gepäck haben sich die Gruftboten am Pfingstsamstag aufgemacht in Richtung Hannoveraner MusikZentrum, um dort die britischen Wave-Rock-Legenden The Mission endlich einmal live und in schwarz-weiß anzusehen. Ein erster Versuch vor ein paar Jahren beim Amphi Festival ist leider schief gegangen, weil Mission-Chef und Sänger Wayne Hussey damals arge Stimmband-Probleme plagten und er nicht singen konnte. "Die sind bestimmt gut!", spekuliert Gruftbote Nummer eins also nun auf dem Weg ins Musikzentrum. "Auf jeden Fall besser als die Sisters", meint Nummer zwei. "Haha! Das ist ja nicht schwer", findet Nummer drei - und alle nicken wissend. Schließlich war das, was sich The Sisters Of Mercy beim M'era Luna 2016 geleistet haben, mit Abstand eines der schlechtesten Konzerte in der Gruftboten-Historie überhaupt. Das nämlich war einfach nur unterirdisch.

Trotzdem liegen Vergleiche der beiden Bands nah, schließlich war Wayne Hussey Mitte der Achtziger Mitglied bei den Sisters. Doch nach heftigem (und wohl bis heute nicht ausgeräumten) Streit mit Sisters-Front-Muffel Andrew Eldritch gingen die beiden ab 1986 getrennte Wege. Zum Glück: Denn im Gegensatz zu den Sisters, die bis heute von ihren uralten Lorbeeren leben, haben The Mission über die Jahre immer wieder neues Material herausgebracht. Und ihren eigenen Stil gefunden und perfektioniert.

 

(Kleiner Tipp am Rande: Wer die alten Sisters-Sachen von Platte trotzdem immer noch mag, aber keinen Bock hat, sich seine gruftig-wohligen Jugenderinnerungen von einem schlecht singenden, missgelaunten Typen in fiesem Gelb und hinter Nebelwänden versteckt kaputtmachen zu lassen, sollte selbst aktiv werden und sich sein eigenes Sisters-Konzert basteln. Eine Anleitung dazu findet Ihr hier.)

The Mission in Hannover, 03. Juni 2017 / Foto: Dunkelklaus
The Mission in Hannover, 03. Juni 2017 / Foto: Dunkelklaus

Jetzt aber zurück zu The Mission. Die sollen ja eine exzellente Live-Band sein. Trotzdem türmen sich bei uns Fragen auf: Werden sie wirklich nur eineinhalb Stunden spielen, wie man sich erzählt? Und welche Songs? Nur die von der neuen Platte "Another Fall From Grace", die unbestritten großartig gelungen ist? Oder auch die alten Hits wie "Severina" und "Wasteland", für die viele Gruftis Wayne Hussey und seine Mitstreiter schon seit 30 Jahren lieben und verehren? Wird es voll sein im Musikzentrum? Oder sind alle auf dem WGT?

Fragen über Fragen. Hier die Antworten:

 

Kurz und knapp: Es war großartig! Noch viel besser als erwartet. The Mission haben schlichtweg den Laden gerockt, genauso wie es sich für Rockstars dieser Kategorie gehört. Sauber. Und so begeistert wie die Gruftboten war offenbar auch der Rest der Zuschauer, wenn man die Band-Shirt-Dichte, die allgemeine Tanz-Wut und die Mitsing-Quote als Maßstab nimmt.

Die Location...

... war nicht nur proppevoll, sondern auch triefend heiß - was einerseits an den sommerlichen Temperaturen draußen lag, vor allem aber am ausgiebigen Rudeltanzen drinnen. Rund 500 Leute passen ins Musikzentrum, und so viele waren auch wohl da. Yeah.

The Mission in Hannover, 03. Juni 2017 / Foto: Dunkelklaus
The Mission in Hannover, 03. Juni 2017 / Foto: Dunkelklaus

Die Stimmung...

... war ausgelassen und fröhlich. Anwesend waren hauptsächlich erwachsene Goten und Indie-Freunde, aber auch ein paar Baby-Bats.

 

Bestes Lied...

war "Deliverance", wie die Autorin dieses Textes leider zähneknirschend zugeben muss. Schließlich hatte sie vor dem Gig noch großspurig gesagt, dass es ausreichend, ja geradezu perfekt wäre, wenn nur die erste Platte "God's Own Medicine" von 1986 und das neue Album an diesem Abend gespielt werden würden. "Deliverance" aber findet sich auf Longplayer Nummer drei namens "Carved In Sand" von 1990. Okay.... Man kann ja nicht immer Recht haben.

Außerdem waren "Severina" und "Wasteland" und "Garden Of Delight" auch total super. Und "Met-Amor-Phosis" auch. So.

 

Meistvermisstes Lied: Sacrilege.

 

Tollstes Detail: die Rotwein-Flasche von Wayne. Und seine Sonnenbrille.

 

Schönster Anblick: Das laszive, aber nie billig wirkende Mikrofonständer-Posing von der wunderschönen Background-Sängerin Evi Vine. Optisch und akustisch ein Gewinn.

 

Und die Ausdauer?

Insgesamt haben The Mission fast zwei Stunden gespielt! Von wegen, nach 90 Minuten ist Feierabend...

 

Und die Aftershow-Party?

War super. Eine großes Lob und Dankeschön an DJ AV und das wie immer nette Team der Subkultur. Die Aftershow-Party war der Kracher, die perfekte Ergänzung des tollen Konzertabends.

The Mission in Hannover, 03. Juni 2017 / Foto: Batty Blue
The Mission in Hannover, 03. Juni 2017 / Foto: Batty Blue

Das Fazit...

... fällt kurz und bündig aus: Super Konzert, super Performance, viel Spaß und Begeisterung vor und auf der Bühne. Beide Daumen hoch für Wayne Hussey, der für sich in Anspruch nehmen darf, der größtmögliche Gegensatz zu Andrew Eldritch zu sein. Und das ist ein sehr, sehr großes Kompliment.

The Mission am 03. Juni 2017 in Hannover - Die Bildergalerie