Von CorviNox
Der Klan der Wildnis hielt Einzug am 19. Februar 2018 in der saarländischen Landeshauptstadt. Bereits in der Warteschlange vor der Garage konnte man feststellen, dass dies wohl ein sehr rustikaler Abend werden würde.
Bärte! Überall kernige Menschen mit langen, buschigen Bärten!
Ja, wer auf eine Konzertkomposition dieser namhaften Folk-Metal-Bands geht, sollte besser nicht zart besaitet sein und das Rüschenhemd zu Hause im Schrank lassen. Zu groß ist die Gefahr, in einen Moshpit zu fallen, zwischen die Fronten einer Wall of Death zu geraten oder an der Polka-Polonaise teilnehmen zu müssen... und dabei höchstwahrscheinlich mit Bier übergossen zu werden.
Doch der Reihe nach:
Schon um 18 Uhr öffneten sich die Garagentore, denn gleich vier Bands wurden an diesem zünftigen Abend angekündigt, den Folk unter das Volk zu bringen.
Den Beginn machte TrollfesT.
Mit Tropenhelmen, angeschnürten Ballons und den verschiedensten Instrumenten bewaffnet stürmten die Norweger die Bühne. Und man wusste gleich: Das wird lustig!
Noch bevor der erste Song abgespielt war, hatten die Trolle die Stimmung entfacht.
Auch wenn es wirklich schwer fällt die Lieder mitzusingen, denn die Texte sind - natürlich- in trollischer Sprache verfasst, .. Mitgröhlen geht immer. Da war sich das Publikum einig!
Leider war der Auftritt nach knapp einer Stunde schon wieder vorbei. Von den lustigen Gesellen kann man eigentlich nicht genug bekommen.
Etwas sachlicher und ernster, aber nicht minder stimmungsvoll ging es mit Heidevolk weiter. Die Niederländer überzeugten durch die kräftige Doppel-Stimmgewalt des Gesangduos Nachtbraecker und de Wijs, die tief ins Mark ging.
Wenn ich gekonnt beziehungsweise gedurft hätte, wäre das definitiv die passende Musik gewesen, um jetzt brandschatzend durch die Innenstadt von Saarbrücken zu ziehen. Aber draußen war es mir definitiv zu kalt in meinem Seidenhemdchen. Also blieb ich doch lieber in der mal wieder viel zu warmen Garage.
Nach kurzem Umbau stehen dann die Jungs von Korpiklaani auf der Bühne.
Der aufmerksame Leser wird sich nun fragen: „Nanu? Der Headliner? Schon? Was ist mit Arkona?“
Leider wurde der Besucher enttäuscht, und sogar GEtäuscht. Obwohl Arkona auf der Internetseite, auf den Plakaten und sogar auf den Tickets ausgeschrieben war, war die Band gar nicht für diesen Gig vorgesehen. Die Sängerin Mascha „Scream“ Archipowa benötigt zur Schonung ihrer Stimme regelmäßige Ruhephasen. So wurde von Seiten der Band aus der Auftritt gar nicht bestätigt, so ließ es ein Bandmitglied verlauten. Das hat man wohl von Seiten des Veranstalters verschlafen zu erwähnen, da man eventuell davon ausging, mit allen Bands der Tour einen Vertrag geschlossen zu haben.
Nun gut, dann eben weiter mit den sympathischen Finnen, die nun endgültig mit einem Best Of ihrer gesammelten Werke den Kessel zum Sieden brachten. Jonne Järvelä und seine Mannen, welche man durchaus als Gründerväter des Folk-Metals bezeichnen kann, hatten sichtlich Spaß auf der Bühne, der einfach ansteckte. Großartige Songs, und noch viel besser performt unterstreicht Korpiklaani zu recht den Ruf, live eine noch viel bessere Band als im Studio zu sein.
Ich will nicht einfach behaupten, dass die Stimmung die beste war, die ich seit langem in der Garage erfahren durfte. Sie war anders. Ganz anders und besonders.
Während des Konzerts wagte ich einen doch sehr passenden Vergleich zwischen dieser Art der Musik und dem inzwischen vielzuvielten Bier in meiner Hand. Sie ist natürlich, kräftig und echt. Sie hebt die Stimmung mit jedem weiteren Schluck. Und wenn man sich erst einmal an den herben Geschmack gewöhnt hat will man nichts anderes mehr.
Der musikalische Schaum verfängt sich im Bart des Zuhörers und erinnerte daran, wie wichtig es ist, sich ab und zu mal wild und frei zu fühlen.
...in den Bärten...
...jetzt macht alles Sinn!
Das Beste am Abend:
Fand abseits der Bühne statt. Wir kehrten mit ein paar feierfreudigen Bandmitgliedern noch in das wunderschöne viktorianische Pub „Baker Street“ ein und ließen den Abend ausklingen.
Hierbei gab Vladimir von Arkona uns allen eine Kostprobe von seinem Wissen über deutsches Liedgut: „Schnappi, das kleine Krokodil“ Mit russischem Akzent klingt es noch viel überzeugender!
Das Schlechteste des Abends:
War der kommentarlose Ausfall von Arkona. Weder beim Einlass, beim Kartenverkauf, noch irgendwann während des Konzerts hat sich jemand dazu geäußert. Man hatte den Verdacht, dass der Veranstalter hoffen würde, dass dies vielleicht niemandem auffällt. Sehr schade.
Anonstens alles in Allem ein sehr gelungener Abend.
Wiederempfehlungswert:
Wer es mal etwas rauer mag, kommt definitiv auf seine Kosten!