Mini-Festival mit Psyche, Adam Usi, X-O-Planet und Aftershow-Party in der Subkultur Hannover: Tolle Stimmen, tolle Stimmung und ein Wahnsinnskleid 

Ja, der Traum aus Latex von X-O-Planet-Sängerin Manja Kaletka muss zuerst erwähnt werden, denn dieses Kleid war wirklich ein Augenschmaus. Und während anwesende weibliche Gäste in der schon um halb neun am Samstagabend gut gefüllten Subkultur noch debattierten, wie lange sie die Fastenzeit würden verlängern müssen, um da reinzupassen, begann sie bereits zu singen. Schließlich war das Elektro-Duo aus Mainz nicht nur zum schön Aussehen nach Hannover gereist, sondern um den Samstagabend musikalisch zu eröffnen. Und da zeigte sich: Auch Manjas Stimme kann sich hören lassen.

Berührend: Song zu Ehren von Felix Flaucher

Für einige der Zuschauer war die Musik des Duos, Manjas klare Stimme in einem Bett aus Synth-Sounds, vielleicht etwas zu poppig, doch das Lied "Dream Machine", das Manja zusammen mit dem vor Kurzem verstorbenen Felix Flaucher (18 Summers/Silke Bischoff) aufgenommen hatte, überzeugte und versöhnte zugleich.

Härter war besser

Richtig gut funktionierten in Hannover die beiden letzten, harscher daherkommenden Stücke, bei denen Manja im Wechsel mit Keyboarder Goderic Northstar sang. Unterm Strich ein gelungener Auftakt in den Abend, gerne wieder. Das könnte passieren, schließlich kommt am 27. April 2018 "Voyagers", das zweite Album des 2016 gegründeten Mainzer Synth-Pop-Duos, raus.

Verzweifelt, außergewöhnlich und richtig gut

Ebenfalls poppige, aber deutlich verzweifeltere und damit gruftigere Klänge hatte Adam Usi aus Augsburg im Gepäck, der für die erkrankten The House of Usher eingesprungen war. Welch würdiger Ersatz. So viel Traurigkeit, überraschende Sound-Ideen und herrlich zuckrig-melancholische Melodien! Und dazu eine Stimme, die derart variabel schien, dass man glatt glauben konnte, es stünden mehrere Sänger auf der Bühne. Respekt.

Adam Usi beim "Bruits de La Cave 2018" im Heinz 

Schade, dass die beiden bisher erschienenen Alben von Adam Usi an dem Abend zwar in Vinyl-Form, aber nicht als CD zu haben waren. Toll dagegen die Aussicht, den jungen Augsburger schon bald wieder in Hannover sehen und hören zu können: beim nächsten "Bruits de La Cave"-Festival am 16. Juni im Béi Chéz Heinz. Schon mal dick im Kalender anstreichen.

Kanadas bester Synth-Export

Und dann kamen endlich Psyche dran, die Band, derentwegen vermutlich der Großteil der Gäste an diesem klirrend kalten Samstagabend in die Subkultur gekommen war. Und sie lagen goldrichtig: Psyche sind seit 1982 aktiv und haben bisher elf Alben herausgebracht, und das merkt man: Das Duo mit dem stimmgewaltigen, gut aufgelegten und tanzfreudigem Frontmann Darrin C. Huss bewies, dass es zu recht als bester Synth-Pop-Export Kanadas gehandelt wird. 

Intime Club-Atmosphäre 

Der Auftritt beim Autumn Moon-Festival im Hameln im vergangenen Oktober war ja schon toll, doch als Headliner und dank der besonderen Atmosphäre eines kleinen Clubs war dieser Gig noch ein ganzes Stück intimer und gelungener. Wenn am Ende alle tanzen, ist alles gut - und genauso war es. 

Bester Song: Diesen Titel müssen sich das Lied "The Brain Collapses" und der Tanzflächenkracher "Unveiling The Secret" teilen. Beides super.

Unvermeidlichster Moment: "Goodbye Horses", im Original von Q Lazzarus, das zwar nach ausführlicher Vorab-Debatte eigentlich niemand so richtig mag, das dann aber live vorgetragen doch irgendwie auch sehr schön war. Inklusive Mit-Jaul- und Ohrwurm-Effekt.

Schönstes Detail: Psyche-Sänger Darrin hat nicht nur eine Wahnsinnsstimme, sondern auch Entertainer-Qualitäten, die er bei den Song-Ansagen unter Beweis stellte. Da er jahrelang in Hannover gelebt hat (und sehr gut deutsch kann), verriet er zum Teil persönliche, mit der Stadt verbundene Erinnerungen. Das war schön zu hören, freute Ur-Hannoveraner und wertete die Lieder und den Gig insgesamt auf. 

Fazit: Tolle Stimmung, tolle Stimmen, tolle Party und das alles im Hannoveraner Lieblingsclub - nix zu meckern. Und dieses Kleid...