Von CorviNox
Wer wird denn schon abergläubisch an das Unglück glauben, nur weil dies der 13. Hexentanz ist?
Wer an Hexen und Monster, nur weil sich dunkle Gestalten im saarländischen Losheim tummeln?
Ich! Denn all das bot das Hexentanzfestival in Losheim am See.
Freitag, 27. April 2018 - Walpurgisschlacht (ums kalte Buffet)
Traditionsgemäß eröffnete die Walpurgisschlacht das Festival am Freitag mit einer ordentlichen Portion Metal, um die Musikhungrigen mit einem der ersten Open Airs des Jahren zu speisen.
So gab es ein gut gelungenes Amuse-Gueule der NDH-Band Schattenmann gefolgt von einer sehr guten irischen Vorspeise von The O'Reillys and the Paddyhats, die großartigen irischen Folk zum Besten gaben. Ein etwas härterer Gang wurde dann mit der thüringerischen Metalband Ewigheim serviert.
Die Stimmung war schon zu diesem sehr frühen Zeitpunkt des Festivals hervorragend. Dies mag zum einen an der bisher guten Bandauswahl gelegen haben und zum anderem am ausgesprochen großartigen Wetter. Blauer Himmel bei sommerlichen Temperaturen verwöhnte das schwarze Publikum... und dass Sonne ja bekanntlich albern macht, zeigte sich an der nächsten Band.
Im neonbunten Bandoutfit machten sich die Grailknights daran, ihren immerwährenden Kampf gegen das Böse auszufechten. Mit leidenschaftlichem Einsatz des zum „Battlechoir“ beförderten Publikums konnte aber glücklicherweise der Heilige Gral wieder aus den Klauen von Dr. Skull zurückgewonnen werden. Mir und dem Rest des Publikums haben die Jungs auf jeden Fall Spaß gemacht.
Noch vor dem Hauptgang war es Zeit für Eisregen. Die ebenfalls aus Thüringen kommende Darkmetalband bot einen krassen Kontrast zu den vorangegangenen Metal-Teletubbies. Zusammen mit den düsteren Songtexten und der markigen Stimme des Frontmanns Michel „Blutkehle“ Roth wurde einem schlagartig klar, dass jetzt Schluss mir lustig war.
Ich bin mir sicher, bei dieser Band gab es backstage das Steak schön blutig.
Hingegen leichter verdaulich ging es weiter mit Fiddler's Green und feinstem Folk. Wenn man nicht wüsste, dass diese Band aus der Bardenhauptstadt Erlangen kommt, könnte man meinen, sie wären direkt von der Grünen Insel eingeflogen worden. Sie heizte das Publikum noch einmal ordentlich an und machte Appetit auf den Headliner Die Apokalyptischen Reiter.
Die Band um Daniel „Fuchs“ Täumel wirkte frisch wie eh und je und demonstrierte eindrucksvoll, dass sie trotz der 20 Jahre Bühnenpräsenz noch weit entfernt vom Ablaufdatum ist.
Mit toller Show - und musikalisch höchst facettenreich - stellte diese Band zurecht den Höhepunkt des Abends dar.
Samstag, 28. April 2018 – Hexentanz, Tag eins
Das LineUp des heutigen Tages versprach mit Sündenrausch, Metallspürhunde und vor allem dem starken Auftritt von Heldmaschine ein Tag ganz im Zeichen der Neuen Deutschen Härte zu werden. Einzig die Hamburger Folk-Rocker von Vogelfrey passten da nicht so richtig ins Bild, lockerten aber die Stimmung insgesamt etwas auf.
Dies war sogar bitter nötig, denn spätestens mit der Aggrotech-Band Agonoize war die volle Breitseite erreicht. Hier bekam man neben allen Klassikern auch die obligatorische Blutdusche direkt - der anspruchsvolle Leser möge mir die Wortwahl verzeihen- „voll in die Fresse“. Das Publikum feierte den Auftritt frenetisch.
Ruhiger und anspruchsvoller wurde es mit Diary of Dreams. Das Quartett, bestehend aus Adrian Hates, Gaun:A, Felix Gerlach und Dejan, lieferte eine hervorragende Performance. Selbst der einsetzende und stärker werdende obligatorische Hexentanz-Regen konnte dem Publikum nichts von der guten Stimmung nehmen.
Höhepunkt des Abends, wenn nicht gar des ganzen Festivals, folgte aber schlussendlich mit der Novel-Gothic-Rockband ASP.
Frisch vom Plage Noir-Festival und nach zwölf Stunden Fahrt bewies der Meister abermals, dass er es ohne Bühne wohl nicht lange aushält. Denn eigentlich befindet er sich ja doch gerade in seiner (kreativen?) Pause. Aber nicht hier, und nicht heute. Er scherzte, lachte, erzählte von seinem Triumph, es endlich in die Lehrbücher geschafft zu haben, und feierte mit dem Publikum alte Klassiker und neue Songs.
Kurzer Schreckmoment: Asp stürzte rückwärts und blieb kurz benommen liegen, schimpfte über sich selbst, aber rappelte sich gleich wieder auf.
Schönster Moment: Der Song „Rücken an Rücken“ zelebriert gemeinsam mit dem Festivalpublikum.
Sonntag, 29. April 2018 – Hexentanz, Tag zwei
Traditionell geht es sonntags beim Hexentanz -Festival immer etwas mittelalterlicher zu.
Zugegeben, dies mag mit Eden Weint Im Grab als Opener nicht gerade zutreffend sein, da diese doch eher düsterer Natur sind. Allerdings standen mit Ingrimm, Ignis Fatuu, D'Artagnon und Schandmaul doch noch große Namen des Genres auf der Liste.
Auch auf Lacrimas Profundere und Letzte Instanz freute ich mich sehr.
Doch leider sollte es nicht dazu kommen.
Um ca. 16:30 Uhr, kurz nach dem Auftritt von Ignis Fatuu, betraten Thomas Lindner (Schandmaul), Holly Loose (Letzte Instanz), Ben Metzner (D'Artagnon), Oliver Schmid (Lacrimas Profundere) und der Veranstalter Frank Schulz die Bühne.
Mit großem Bedauern verlasen sie die aktuelle Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes, der starke Sturmböen und heftige Regenfälle mit Hagel prophezeite. Aus diesem Grund habe man sich entschlossen, das Festival sicherheitshalber abzubrechen.
Für die meisten Besucher mag dies schwer nachvollziehbar gewesen sein, schließlich hatte man einen strahlend blauen Himmel über sich. Doch wie in solchen Fällen üblich, wird auch Hexentanz-Veranstalter Frank Schulz diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen haben. Zu tief sitzt vielleicht auch noch die Erinnerung an das ebenfalls vom Sturm getroffene Hexentanz -Festival im Jahr 2012, als die Bühne beim Auftritt von Schandmaul zusammenzubrechen drohte und man viel zu spät den Auftritt abbrach.
Wie dem auch sei. Die Entscheidung war richtig. Zwar ließ sich das Unwetter noch einige Stunden Zeit, bis es tatsächlich sehr heftig auf Losheim niederging, aber es hätte auch anders kommen können. Und so hatten Crew und Publikum immerhin noch genügend Zeit, um in Ruhe alles zusammenzupacken.
Schade, sehr schade... vielleicht brachte das ausgerechnet 13. Jubiläum kein Glück, aber der Veranstalter gab bekannt, dass es 2019 wieder ein Hexentanz-Festival geben wird. Und wie immer werde ich ganz sicher dabei sein, wobei Sturm und Regen gerne fehlen dürfen.
Wer ebenfalls mit dem Hexentanz liebäugelt: Hier der Gruftboten-Location-Check:
Losheim am See ist eine überschaubare Gemeinde im nördlichen Saarland auf halber Strecke zwischen Saarbrücken und Trier. Das Festivalgelände liegt direkt am Uferhang des ansässigen Stausees. Diese Form eines natürlichen Amphitheaters ermöglicht einem vom gesamten Gelände aus eine nahezu unbeschwerte Sicht auf die Bühne.
Tipp: Wer eine Picknick-Decke dabei hat: schön an den Hang fläzen und das Treiben von dort beobachten.
Das Gelände wird umringt von Speisen- und Getränkeständen. An diesem Wochenende fanden wir einen Döner- Asia- und amerikanischen Imbiss vor. Außerdem noch einen Crêpes-, Eis- und Kaffeestand. Auf dem angeschlossenen kleinen Mittelaltermarkt gab es dazu noch gebackene Leckereien. Die Getränkepreise lagen mit 3,50 Euro (plus 0,50 Euro Becherpfand) für einen halben Liter Bier absolut in Normbereich. Ferner gab es Met, Drachenblut und Softgetränke.
Die Toiletten waren das gesamte Wochenende über in einem guten Zustand. Längere Warteschlangen gab es zumindest bei den Herren nicht. (Weil die Damen länger warteten, konnte man(n) hier schon mal Damenbekanntschaften schließen).
Das gesamte Gelände ist theoretisch barrierefrei, doch stark von den Witterungsverhältnissen abhängig. Ich war jetzt schon einige Male auf dem Gelände und weiß, dass selbst das Laufen schwer werden kann, wenn sich die Senke um den See in eine Matschpfütze verwandelt.
Anfahrt
Wir empfehlen das Auto: Es gibt genügend kostenlose Parkplätze, welche nur fünf Minuten Fußweg vom Gelände entfernt liegen. Für Camper wurde ein Shuttlebus eingerichtet, welcher zur An- und Abreisezeit zwischen den Parkplätzen und dem Campingplatz pendelte, da dieser nicht befahren werden durfte.
Hexentanz/ Walpurgisschlacht-Festival 2018: Die Bildergalerie
Fotos von CorviNox