Von Dunkelklaus
Wer ohne große Erwartungen zu einem Konzert geht, kann positiv überrascht werden. So ging es dem Gruftboten, der am 8. Mai 2018 trotz Warnung in der Subkultur Hannover
vorbeischaute.
Christian Death? Die hier nachzulesende Reisewarnung meiner Gruftboten-Kolleginnen war deutlich. Trotzdem: Bildungslücken schließen ist ja immer gut. Und wenn die US-Urgesteine mal am vorletzten Gig ihrer Europatour im Club um die Ecke vorbeigucken, das Bier kalt und der Eintritt bezahlbar ist, warum nicht?
Die Entscheidung war richtig. Nicht, dass der Auftritt von Frontmann Valor Kand, Bassistin und Sängerin Maitri und (dem guten) Gastdrummer Mike Twenty-Six Monroe es irgendwie in die
Bestenliste unvergesslicher Konzerte bringen würde. Dazu spulen Valor und Maitri ihre Parts zu routiniert ab, und auch die Diashow mit Särgen hat seit den 1980ern deutlich an
Aufregungspotenzial eingebüßt. Doch das Publikum in der gut gefüllten und sommerlich heißen Subkultur hat gut mitgetanzt und die Legenden gebührend abgefeiert.
Spannender als die Headliner war die Vorband Nox Interna. Das spanisch-deutsche Quartett um
Frontmann Richy Nox macht seit 2007 eine Mischung aus eingängigem Goth-Rock und Industrial-Metal, sitzt an einem vierten Album und hat ganz frisch die EP „A Minor Road“ draußen. Nox
Interna können an alte Sisters-Zeiten erinnernde Mitgröhl-Gothhymnen wie „Pray“ ebenso wie düstere Metal-Balladen wie „The Seeds of Disdain“. Dass sie „Entre Dos
Tierras“ der „Héroes del Silencio“ covern, ist nur folgerichtig.
Wer Poser-Rock ablehnt und lieber introvertierten Musikvorträgen lauscht, sollte bei Nox Interna besser wegbleiben. Denn trotz angeschlagener Stimme und einer zwischenzeitlich streikenden
E-Gitarre lieferten Nox Interna in der Subkultur eine bemerkenswerte Show ab. Sänger Richy beschmierte und zerlegte auf der Bühne ein Porträtgemälde, jonglierte mit einem leuchtenden Regenschirm
und streifte sich riesige Klauen über, die entfernt an Edward mit den Scherenhänden erinnerten. Das muss man nicht mögen, das Publikum in Hannover tat es aber. Und feierte beide
Bands, als Nox Interna zum Finale gemeinsam mit Valor und Co. den Christian-Death-Überklassiker „This Is Heresy“ intonierte.
Christian Death und Nox Interna am 8. Mai 2018 in der Subkultur Hannover - Die Bildergalerie
Fotos von Dunkelklaus