Von Gothamella
Hier der Weekender in der Gruftboten-Kurzbewertung:
Bester Song: Die Icon of Coil-Future-Pop-Hymne "Dead Enough For Life". Die Gruftboten hatten das Lied drei Tage als Dauer-Ohrwurm.
Schönster Moment: Als sich Andy LaPlegua am Samstagabend während des Combichrist-Konzerts sichtlich gerührt bei den Fans für ihren dreitägigen Dauerjubel bedankte: "I have the time of my live, thank you!"
Schönste Augenweide: Elena Cataraga alias Lena Scissorhands, Sängerin der Nu-Metal-Formation Infected Rain aus Moldawien. Man muss den Sound der Band, der zeitweise schwer an die Guano Apes erinnerte, nicht unbedingt mögen. Aber hey, was für eine Frau!
Größte Sauerei: Diesen Pokal geben die Kunstblut-Panscher Agonoize (Headliner am Donnerstag) wohl nicht mehr ab. Die anwesenden Fotografen erfreute im Übrigen besonders die reichlich anhängliche Folie im Fotograben, die sich gerne um die Stiefel wickelte. Ach, und eine Flex muss man natürlich auch immer dabeihaben. Und eine Metallplatte am Knie zum Abflexen. Öhm. Ja. Kann man so machen. Dem Publikum gefiel es offenbar, das Astra Kulturhaus jedenfalls war auch am Donnerstagabend schon gut gefüllt.
Meiste Energie: Die hatte natürlich wie immer Erk Aircraig von Rabia Sorda. Nicht zu stoppen, der Mann, und so viel Spiel- und Springfreude steckt an.
Tollste Neuentdeckung: GrooVenom aus Dresden. Machen richtig viel Druck und richtig viel Spaß.
Sehr erfreulich: Der Sound beim Weekender war viel besser als in den Jahren zuvor. Und es war auch nicht mehr so unerträglich mörderlaut, sondern tipptopp. Danke dafür.
Auch toll: Die Sitzbänke draußen, auf denen man (die wirklich leckeren) Pommes bei schönen Mai-Wetter entspannt futtern konnte. Auch die Vorverlegung des Festivalstarts auf den Donnerstag (vorher Freitag) fanden die Gruftboten gut, weil so der Sonntag als Rückreisetag frei blieb.
Und zum Schluss noch das obligatorische Gemecker: Ein Moderator, der die Bands ansagt und dem Publikum kurz vorstellt, täte diesem Festival so richtig gut, insbesondere mit Blick auf die kleineren und unbekannteren Bands wäre das fein. Würde den Weekender auch insgesamt etwas persönlicher gestalten, was gut zu der familiären Atmosphäre passen würde.
Gemecker Nummer zwei: Es ist eine Unsitte, die Bands bei Konzerten nicht mehr richtig von vorn anzuleuchten, sondern fast nur von hinten. Das nervt! Erstens kriegen die Fotografen die Krise, und zweitens sieht das Publikum Scherenschnitte statt Musiker. Ärgerlich, unnötig und auch nicht gut für die Stimmung. Auch wenn Bands das vielleicht anders sehen mögen: Nicht das Publikum sollte im Rampenlicht stehen, sondern die auf der Bühne.
Fazit: Tolles Ein-Bühnen-Festival zum entspannten Ohrendurchspülen, Mitsingen und Tanzen, das bekannte Top-Acts mit Nachwuchshoffnungen kombiniert. Empfehlenswert. Und gerne wieder.