Von CorviNox
Ein heißer Tag, eine fantastische Location und drei ausgezeichnete Bands legten den Grundstein für die „1. Trierer Nacht der Spielleute“.
Oder: Goth, werde ich alt!
Ja, auf den ersten Blick klang es wie eine ausgezeichnete Idee… Trier liegt von mir aus fast auf halber Strecke zum Amphi-Festival in Köln, und das Line-Up versprach viel. Und so dachte ich mir: „Komm, das nimmst Du mit!“ Denn zeitgleich zur verheißenden Nacht der Spielleute sollten noch zwei Ereignisse kosmischen Ausmaßes auf diesen Zeitpunkt fallen. Die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts UND mein 40. Geburtstag, in welchen ich hinein feiern wollte.
Was also sollte da schon schief gehen?
Zunächst einmal… die Hitze!
Es war einer der heißesten Tage des Jahres 2018. Satte 37°C orakelte die Wetter-App.
Großartig. Gerade ICH als Wärmeallergiker befürchtete das Schlimmste. Doch zu meiner freudigen Überraschung rettete mich die großartige Location. Das Amphitheater zu Augusta Treverorum ist ein Zeugnis römischer Baukunst, welches bis heute erhalten blieb. Schon vor über 1800 Jahren fanden hier diverse Veranstaltungen statt, und so ist es bis heute glücklicherweise geblieben. Durch die Einbettung in den Petrisberg liegt der Innenraum des Theaters die meiste Zeit im Schatten, was neben der guten Akustik auch für ein angenehmes Klima sorgte.
Doch die Zeiten blutiger Gladiatorenkämpfe oder Tierhetzen sind glücklicherweise vorbei. Wo anno dazumal noch Sklaven um ihre Freiheit kämpfen finden hier nun vorwiegend musikalische Events statt… und so eben die Nacht der Spielleute, von der ich nun berichten werde:
Den Opener gab die Spaß-Mittelalter-Rock-Band Feuerschwanz. Das Publikum anzuheizen gelang den Erlangern sichtlich ohne Probleme. Wen die Sonne bis zu dem Moment noch nicht albern gemacht hatte, der unterlag nun dem Hauptmann und seinem geilen Haufen mit ihrem Auftrag, dem Publikum einzuheizen. Ein leichtes Spiel bei Songs wie „Blöde Frage – Saufgelage“, „Metnotstand im Märchenland“ und…
ja…
Moment Mal! Apropos Met!
Es herrschte wirklich Metnotstand! An keinem der Getränkestände wurde der Honigwein ausgeschenkt… und selbst mein geliebtes Honigbier war bis zum Ende des ersten Acts schon ausverkauft. Liebe Veranstalter… auf einer Nacht der Spielleute ein echter Fauxpas!
So also musste man sein Horn mit Bier füllen und sich mit den Songs des neuen Albums „Methämmer“ zufrieden geben. Schade!
Nach überraschend kurzem Umbau ging es mit Versengold weiter. Die Bremer sind zwar schon lange im Geschäft, doch spielten sie sich erst so richtig mit dem Album „Im Namen des Folkes“ in die Herzen der Szene. Inzwischen sind sie von Veranstaltungen wie der Spielleutenacht nicht mehr wegzudenken. Das liegt zum Einen natürlich an eingängigen Liedern wie „Hoch die Krüge“, „Fass voller Wein“ oder „Niemals sang- und klanglos“. Aber auch, und ich finde vor allem, an ihrem Charme. Die Jungs stehen oben auf der Bühne und reißen in ihrem Spaß einfach mit.. Und somit kam einem der Auftritt nach einer Stunde wieder einmal viel zu kurz vor.
Die letzte Band des Abends passte in das Amphitheater wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Nicht nur weil das Alea der Bescheidene die Figur eines durchtrainierten Gladiators hat, Lasterbalk der Lästerliche die Autorität eines römischen Stadthalters, oder weil das neue Album „Brot und Spiele“ heißt… nein, sondern einfach nur weil die Band Saltatio Mortis Inbegriff der „Spielleute“ ist.
Zwar lassen „SaMo“ die Sorgen des Alltags nicht vergessen, im Gegenteil: Sie prangern Missstände der Gesellschaft an, aber sie wissen auch, wie man eine gute Show liefert. Anderthalb Stunden lang lieferten Sie eine gut gelungene Mischung aus allen Epochen ihrer inzwischen achtzehnjährigen Bandgeschichte ab, wobei sich die alten Songs aus Mittelaltermarkt-Tagen für mich immer noch am besten anhören.
Leider war um kurz nach 23 Uhr schon wieder Schluss. Noch immer stand der Mond blutig, und flankiert vom römischen Kriegsgott Mars am Himmel und verabschiedete die Feiernden.
Wer wollte, konnte sich noch zwischen den Getränkeständen mit den Spielleuten im überraschend intimen Kreis unterhalten oder fotografieren lassen. Ich bekam von Alea einige Tipps für das Älterwerden an die Hand, und wie man(n) mit 40 noch aussieht wie Adonis, und stieß mit Malte dann punkt 0:00 Uhr auf mein Jubiläum an. Besser kann man in einen Geburtstag gar nicht rein feiern… wie sollte man das denn noch toppen können? Dachte ich, und schlief glücklich und zufrieden in meinem kleinen Auto ein, um morgen frisch, fromm, fröhlich frei auf dem Amphi sein zu können.
Location-Check
Das Amphitheater Trier ist ein wundervoller Ort, dem man die lange Geschichte ansieht.
Leider haben die alten Römer noch nicht an Parkmöglichkeiten gedacht. Deswegen empfehle ich den Shuttlebus.
Die Toiletten waren kostenlos und stets sauber. Sehr schön!
Die Getränkepreise lagen im humanen Bereich. Selbst in den Umbaupausen wurde man schnell bedient. Einziges Manko: Kein Met!
Fress-Stände gab es einige… ich entschied mich für frittiertes Gemüse vom Vegetarier-Stand. Leider wurde mir und meiner Begleitung daraufhin ziemlich übel, das Gemüse hing uns noch ein paar Tage nach. Vielleicht ist Gemüse aber auch einfach nichts für mich :)
1. Trierer Nacht der Spielleute 2018 - Die Bildergalerie
Fotos von CorviNox