Manche Dinge sind einfach märchenhaft. Doch wie wir alle wissen, sind diese
nicht immer Prinzessinen-rosa und Einhornplüschig-glitzerig.
Mit zur düstersten
Sorte gehört „Krabat“, eine sorbische Volkssage, welche dank Otfried Preußlers
zehnjähriger Schreibarbeit den Weg in die
einschlägige Literatur fand.
ASP
nahm sich (sei es Zufall oder Fügung) dieses Stoffes vor zehn Jahren an. Das Zaubererbrüder-Projekt verwandelte die Vorlage in etwas wahrhaft Magisches. Düster und schön. Mitreißend und
traurig. Gefühlvoll und brutal, Geheimnisvoll und klar.
Mit den Erwartungen ist das so eine Sache.
Zu einem Konzert von ASP zu
gehen, bei dem man die Lieder schon so oft hörte, dass man jedes
einzelne mitsingen kann, lässt nicht viele Überraschungen vermuten. Auch wenn man die Stücke zumeist von seinem Akustikprojekt, den Zaubererbrüdern, kennt, so sind Songs wie „Krabat“ oder „Denn ich bin der
Meister“ von seinen Festivalauftritten längst nicht mehr wegzudenken.
Und
dennoch versprach Asp, dass diese Tour etwas Besonderes werde. Und er sollte wie immer Recht behalten.
Im strahlenden Sonnenschein und für Mitte Oktober außergewöhnlich, sommerlichen Temperaturen begab ich mich also am 11. Oktober 2018 zum Wiesbadener
Schlachthof. Und obwohl ich viel zu früh vor dem offiziellen Einlass dort
eintraf, war ich wie erwartet längst nicht der Erste.
Gut zwei Dutzend schwarze Jünger harrten
ausgelassen und bestens gelaunt vor dem Eingang aus. Und wie immer war
man schnell durch die gemeinsame Verbindung im Gespräch, und wieder einmal konnte man schnell Bekanntschaften schließen. Egal ob sehr
jung (ich habe auffällig viele Kinder in der Schlange gesehen) oder schon erfahrenere Semester, das Spektrum der Fans war breit.
Offenbar bewegt diese Musik die Menschen generationenbergreifend.
Der Einlass war schnell und unkompliziert, und so füllte sich die Halle schnell bis auf den letzten Platz. Dass dieses Konzert nicht als ausverkauft galt wunderte mich sehr … denn viel mehr hätten hier wirklich nicht reingepasst.
Das Bühnenbild war schön gestaltet. Manche mögen den großen Rabenschädel für kitschig halten, ich habe mich sofort darin verliebt. Allerdings hieß es jetzt noch einmal 90 Minuten warten, bis das Konzert beginnen sollte. Und so führte mich der Weg zum Merchstand (mit wieder einmal einigem liebevoll gestalteten Material) und zur Getränkeausgabe um für 3 Euro ein 0,33er Bier zu kaufen, bis Punkt 20 Uhr endlich die Band die Bühne betrat und die Stimmung sofort explodierte.
Ohne Vorband, ohne Anheizer war das Publikum direkt beim ersten Song in seinem
Element und sang aus einer Kehle den „Betteljunge“. Und diese Stimmung sollte die nächsten 180 Minuten nicht verebben.
Der Meister war
sichtlich in seinem Element, und mehr denn je sah man, wie sehr ihm seine
Schaffenspause gut getan hat. Sogar sein Bassist Tossi hat wieder viel mehr Farbe bekommen.
Und so feierte das Publikum mit der Band einen Song nach dem anderem und machte das Konzert, wie versprochen, zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wenngleich mir doch das ein oder andere Mal die Magie des Akustikprojekt fehlte, aber dann gab es
da diese ganz besonderen Momente...
Einer der
außergewöhnlichsten war die Präsenz von Patty Gurdy. Sei es Zufall oder schicksalhafte Fügung, welche Asp in Form eines Youtube-Videovorschlags auf sie aufmerksam werden ließ … sie war perfekt. Perfekt in der Rolle der Drehleierspielerin, perfekt in
der Rolle der weiblichen Schönen neben dem biestigen „Asp“, und vor allem perfekt in der Rolle der Kantorka bei dem wunderschönen Lied „Mein Herz erkennt Dich immer“. Ihre Stimme im
Duett mit Asp ließ die ansonsten so lautstarke Menge dermaßen in Ehrfurcht erstarren, dass man auf so mancher Haut die
Gänsehaut wachsen hören konnte. Wow! Ich hoffe, diese beiden Ausnahmekünstler
noch häufiger gemeinsam auf der Bühne zu sehen. Es ist schwer, Asp in Sachen Bühnenpräsenz das Wasser zu reichen, aber diese junge Dame hat es definitiv
getan, und zusammen war es eine wahre Offenbarung.
Und wenn wir schon gerade bei großen Gefühlen sind: Der Abschiedssong „Nehmt Abschied“ beziehungsweise „Auld
Lang Syne“
entließ so manch dunkle Gestalt mit feuchten Augen zurück in die
Nacht.
Nein, nicht jedes Märchen verspricht ein Happy End … aber dieser Abend erfüllte es.
Für ihr, die ihr noch die Gelegenheit habt: Geht hin und lasst Euch verzaubern. Zwar ist die Herbsttour inzwischen rum, aber im Frühjahr geht ASP auf Pentagrammophon-Tour
Für alle anderen hoffen wir, dass
Ihr die DVD ergattern könnt, die die Fans per Crowdfunding möglich gemacht haben.
PS: Wie immer berücksichtigen wir den Wunsch der Band, keine Fotos während des Konzerts zu machen. Deshalb findet Ihr hier keine aktuellen Bilder des Konzerts in Wiesbaden, stattdessen einige Impressionen vom Auftritt beim Amphi 2018.