Gruftbote hilft! Heute: Mit Kindern aufs Festival? So geht‘s!

Von CorviNox

Hexentanz-Festival 2018 / Foto: CorviNox
Hexentanz-Festival 2018 / Foto: CorviNox

Unsere kleine feine Subkultur ist inzwischen auch nicht mehr die Jüngste. Viele von uns einstigen schwarzen Rebellen haben dem Rücken zuliebe längst den Sarg mit dem Wasserbett getauscht, und die Bezeichnung „Grufti“ wird langsam aber sicher immer passender… Zeit, sich also um die nächste Generation zu kümmern.

 

Und tatsächlich: Wenn ich auf den Szenefestivals der Republik unterwegs bin, sehe und schätze ich das Altersspektrum der Besucher mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Wo früher Weltschmerz und Sozialkritik herrschte, so identifizieren sich heutzutage viele junge Menschen mit anderen Werten der Szene. Und das dies nichts Negatives sein muss, sehe ich an meinem eigen Fleisch und Blut.

 

Meine Tochter liebt die Musik, sie steht auf die Mode, und sie empfindet die Offenheit der Menschen in unseren Kreisen als viel angenehmer als anderswo.

Sie sang schon im Kindergarten davon, dass sie ein „Wahrer Satan“ sei, trägt lieber schwarz als pink, und wann immer ich ihr erzähle, dass ich auf ein Konzert oder Festival gehe, kommt mit weit geöffneten Kulleraugen die Frage: „Papaaaaaa, darf ich mit?“

 

Sie wird jetzt zehn Jahre alt… und lange habe ich mich dagegen gewehrt.

Zwar gab es schon den einen oder anderen Besuch beim MPS (Mittelalterlich Phantasie Spectaculum), doch für ein richtiges Festival erschien mir das keine gute Idee. Doch letztes Jahr ließ ich mich dann doch erweichen… schließlich spielte ihre Lieblingsband ASP auf dem Hexentanz-Festival. Und aus der Erfahrung heraus ist es familiär genug, um dieses Wagnis einzugehen.

 

Aus diesem Erlebnis heraus kam mir der Gedanke, dass es doch noch einigen anderen Eltern wie mir ergehen muss, und dass ich vielleicht einen kleinen Ratgeber verfassen sollte was man auf einem Festival zu beachten hat, wenn man seine Kinder mitnehmen möchte. 

Daraus entstanden sind diese 13 Tipps:

Hexentanz-Festival 2018 / Foto: CorviNox
Hexentanz-Festival 2018 / Foto: CorviNox

1. Haltet den Jugendschutz ein!

Oftmals gibt es bei Festivals (zu Recht) eine Altersgrenze. Generell gilt aber: Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 15 Jahren dürfen sich nur in Begleitung ihrer Eltern (oder eines Erziehungsberechtigten) auf einem Festival aufhalten. Ab 16 darf man mit einem sogenannten „Partyzettel“ dann auch alleine bis 24 Uhr feiern gehen.

 

2. Informiert Euch vor dem Festivalbesuch, ob und unter welchen Bedingungen Kinder auf dem Festival willkommen sind.

Während auf manchen Festivals inzwischen regelrecht mit Kinderfreundlichkeit geworben wird (zum Beispiel beim Black Castle Festival (wir berichteten) oder beim Plage Noir), so ist es bei anderen Festivals nicht unbedingt empfehlenswert, seine Lendenfrüchte mitzunehmen.

Gerade bei Großveranstaltungen wie dem Wacken Open Air (W.O.A.) oder dem M’era Luna sollte man sich bewusst sein, dass ein Kinder hier schon mal schnell verloren gehen kann. (Damit das nicht passiert, siehe Tipps 4 bis 6). 

 

3. Gehörschutz!

Ein passender Gehörschutz ist das A und O. Ich weiß nicht, wie viel Hörverlust ich schon erlitten habe in meinem Leben, weil ich zu nah vor den Boxen stand. Jeder, dem noch Tage später die Ohren klingeln, weiß, was er seinem Gehör damit antut. Kinder sind da noch viel empfindlicher.

Von daher mein ganz klarer Appell:

Vergesst Ohrstöpsel! Diese gehen entweder dauernd verloren oder sind unangenehm. Außerdem ist der Gehörschutz tatsächlich nur minimal.

Meine Empfehlung: Kapselgehörschutz. Diese umschließen das ganze Ohr, sind größenverstellbar, bequemer, wachsen mit dem Kind mit und bieten den besten Schutz. Dabei müssen diese nicht einmal teuer sein. Schon ab 20 Euro findet man ganz hervorragende Produkte.

 

4. Treffpunkt ausmachen!

Im Getümmel kann man sich schnell mal verlieren. Und seien wir ehrlich, in der schwarzen Uniform fällt es schwer, uns auseinander zu halten. Selbst eine Nachrüstung der Kleinen mit Handys nutzt da nur bedingt: Wenn nicht gerade der Akku leer ist oder der Empfang zusammenbricht,  geht das Gebimmel im lauten Gewimmel oft unter.

Von daher wählt man für den Fall, dass man verloren geht, gemeinsam mit dem Kind einen leicht wiederzufindenden Ort aus. Hierbei sollte der Ort nicht mitten im Getümmel sein (der Moshpit vor der Bühne ist eher suboptimal), aber auch nicht zu abseitig liegen. Gute Orte wären neben dem Ein- oder Ausgang oder ein Getränke- oder Essenstand. 

 

5. Informationsarmband anlegen!

Gerade bei kleineren Konzertgängern empfiehlt es sich, dem Kind ein Armband mit der Handynummern der Eltern, der Adresse, und eventuell die Nummer eines weiteren Ansprechpartners, der sich nicht auf dem Gelände befindet (zum Beispiel die Oma zu Hause), umzulegen.

 

6. GPS-Tracker nehmen Sorgen auf großen Festivals!

Ich gehöre ganz gewiss nicht zur Marke „Helikoptereltern“. Dennoch weiß ich gerne, wo mein Kind ist. Die Technik macht es glücklicherweise möglich! Kleine GPS-Tracker in Form eines Anhängers oder einer Uhr erlauben es Dir, im Falle einer Trennung genau zu verfolgen, wo sich das Kind gerade aufhält.

Bei einigen Produkten kann man sogar vorab aktiv werden und einen sogenannten „GPS-Zaun“ virtuell um das Festivalgelände legen. Wenn das Kind diesen verlässt, wird man mit einem Alarm darüber benachrichtigt.

 

7. An das Wetter denken!

Gerade in der Sommerzeit ist Schatten Mangelware und die „Ich-war-auf-dem Festival-Sonnenbrandtrophäe gerade für junge Haut alles andere als gesund. Denkt an Sonnencreme und genug zu trinken oder im Gegenteil an Regenschirm und ausreichend warme Klamotten.

 

 

8. Informiert Euch über die Bands, die auftreten!

Die Wichtigkeit dieses Punkts ist mir selbst leider zu spät bewusst geworden. Nicht immer ist die Musik in der Szene kindgerecht. So hat man noch Wochen etwas von den neuen Ausdrücken, die die Tochter während des Auftritts von Agonoize gelernt hat. Glücklicherweise habe ich sie vor der Performance auf der Bühne retten können ;) 

Hexentanz-Festival 2018 / Foto: CorviNox
Hexentanz-Festival 2018 / Foto: CorviNox

9. Müde, Hunger, Pipi, kalt… so sind Kinder halt.

Erwartet nicht zu viel von Euren Kindern. Stundenlanges Stehen oder leidensfähig auf Essen und Trinken oder gar den Toilettengang zu verzichten um DIE eine Band zu sehen darf man von einem Kind nicht erwarten oder es ihm zumuten.

Stellt auch darauf ein, dass Ihr, je nach Alter, hauptsächlich damit beschäftigt seid, die Bedürfnisse des Kindes zu stillen. Nehmt, wenn möglich, Kissen, Decke und genug Proviant mit auf das Gelände und richtet euch abseits ein Lager ein. Ihr solltet außerdem damit rechnen, dass ein Kind ausgerechnet dann unsagbar müde wird und nach Hause will, wenn Euer heißgeliebter Headliner auf die Bühne tritt.

 

10. Todfeind: Langeweile

Bühnenumbauten sind ja schon für Erwachsene langweilig. Aber als Kind geduldig auszuharren ist schwer. Denkt Euch Spiele aus oder achtet darauf, ein paar kindertaugliche Spiele auf dem Handy zu haben. Dann klappt auch die Wartezeit bis zur nächsten Band ☺

 

11. Camping mit Kindern

Solltet ihr nicht gerade mit einem Wohnwagen oder einem Wohnmobil unterwegs sein, rate ich vom Campen im Zelt mit Kindern aus eigener Erfahrung ab. Gerade die Geräuschkulisse auf dem Gelände ist für jüngere Kinder nachts beängstigend, und jeder nächtliche Toilettengang will begleitet werden. Das kann für Kinder und Eltern gleichermaßen zu einer echten nervlichen Belastung werden. Bei Dixi-Klos empfiehlt es sich, Zustand und Hygiene zu testen, bevor ein Kind alleine hineingeschickt wird. 

 

12. Den Kindern immer ein Vorbild!

Machen wir uns nichts vor. Wir gehen auf solche Veranstaltungen vor allem, um eins zu haben: SPASS!

Zumindest für mich ist es immer wieder mal eine Gelegenheit, mit Fremden und Freunden ordentlich das Glas zu erheben und eine ausschweifende Zeit zu haben. Mit Kindern solltet Ihr Euch allerdings etwas zurückhalten. Es ist bestimmt nicht schön und erklärungsbedürftig, beim nächsten Klassentreffen zu erfahren, wie der eigene Wurmling vom betrunkenen Schlammcatchen des Vaters mit den Jungs aus dem Nachbarcamp berichtet hat.

 

13. Habt Spaß!

Wenn Ihr die oben genannten Regeln beachtet, kann eigentlich nichts mehr schief gehen… bis auf eine Sache: Macht Euch nicht zu viele Sorgen, und lasst Euch nicht zu sehr stressen.

Denn die wichtigste Lektion, die der Nachwuchs bei einem Festival lernen soll, ist schließlich die, dass es vor allem eins machen soll: Spaß!

Festivals und Kinder? Wie stehen eigentlich die Macher dazu? Wir haben bei Frank Schulz vom Hexentanz Festival und bei Cornelius Brach vom WGT nachgefragt:

Nah dran: Junger Zuhörer bei „The Exploding Boy“ 2018 in der Subkultur Hannover. / Foto: Dunkelklaus
Nah dran: Junger Zuhörer bei „The Exploding Boy“ 2018 in der Subkultur Hannover. / Foto: Dunkelklaus

Wie steht ihr zum Thema „Kinder auf Festivals“?

 

Frank Schulz (Hexentanz Festival):  GUT  ☺ 

 

Cornelius (WGT):  Kinder sind bei uns willkommen. Unsere Besucher werden ja auch älter, haben also oft schon Kinder, und da wäre es doch unangebracht, die Kleinen auszuschließen. Zudem hält das WGT einige Veranstaltungen bereit, die durchaus für Kinder geeignet sind. 

 

 

Ab welchem Alter dürfen Kinder mit auf das Gelände? 

 

Frank: Mit den Eltern ohne Einschränkung 

 

Cornelius: Da gibt es keine Vorgaben, außer dass Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre nur in Begleitung eines sorge- oder aufsichtsberechtigten Erwachsenen Zutritt haben. Generell ist jedoch darauf zu achten, dass Kinder beim Besuch von Konzertveranstaltungen über einen ausreichenden Gehörschutz verfügen – ohne Gehörschutz kann kein Einlass gewährt werden.

 

 

Gibt es eventuell ermäßigte Preise für Kinder? 

 

Frank: Nein

 

Cornelius:  Nein, aber bis 12 Jahre ist der Eintritt für Kinder frei. 

 

 

Gibt es bei Euch spezielle Maßnahmen oder Angebote für Kinder? 

 

Frank: Kinder zahlen bis 11 Jahre nichts und brauchen kein Ticket, auch nicht auf dem Zeltplatz. 

 

Cornelius: Es gibt auf dem Agra-Gelände einen WGT-Kindergarten. Dort können Eltern ihre Kinder für bis zu 3 Stunden abgeben. Es kümmern sich ausgebildete und erfahrene Betreuerinnen mit einem ausgewogenen und vielseitigen Programm um die Bedürfnisse der Kinder. Ab einem Mindestalter von 3 Jahren können die Kinder mit gleichaltrigen Spielgefährten toben, basteln und malen – die ideale Rückzugsmöglichkeit auf dem Treffen. Darüberhinaus gibt es im Heidnischen Dorf, dem großen Mittelaltermarkt des WGT, ein „Gotisches Kinderspektakel“ welches auch die Kleinen zum Amüsieren und Mitmachen einlädt, mit Kinderbogenschützen-Gilde, Kinderschminken, Jonglage, Drachen bemalen, Töpferei, Filzerei und einem Märchenzelt.

 

 

Was würdet Ihr Besuchern, die mit Kindern zu Euch kommen wollen, mitgeben? 

 

Frank: Das wir ein kleines überschaubares Festival sind, bei dem der Nachwuchs in der Festivalfamilie herzlich willkommen ist.

 

Cornelius: Schaut am besten vorab ins Programm und informiert Euch, welche Konzerte und Veranstaltungen für Eure Kinder geeignet sind. Dann wird das WGT sicher auch für eure Kleinen zum beeindruckenden und kurzweiligen Erlebnis. 

Auch andere Veranstalter halten Tipps für Eltern bereit. Hier lohnt sich der Blick ins Internet, zum Beispiel hier: