Am Wochenende ist erneut „Bruits De La Cave“ - Hannovers Kellerkrach-Festival geht in die dritte Runde

Golden Apes, Dark Spring-Festival 2018 / Foto: Dunkelklaus
Golden Apes, Dark Spring-Festival 2018 / Foto: Dunkelklaus

Am kommenden Samstag, 22. Juni, steigt nach 2017 und 2018 die dritte und möglicherweise auch letzte Auflage des Underground-Tagesereignisses „Bruits De La Cave“ im abrissbedrohten Club Béi Chez Heinz in Hannovers Westen.

Das Rezept des jungen Festivals könnte man flapsig mit Five Shades of Black umreißen: Im dunklen Heinz-Keller unter dem Fössebad treten am Samstag fünf von den Machern handverlesene Bands auf, die nach dem Motto „Die Welt ist größer, als man denkt“ sehr verschiedene Facetten schwarzer Musik repräsentieren. Das Ganze kostet weniger als 20 Euro, denn die Besucher sollen für kleines Geld viel Neues und Unbekanntes hören und entdecken. Dafür wühlen sich die Macher durch zahlreiche Bandbewerbungen oder sprechen selbst Entdeckungen an. Dabei hat der für das Line Up zuständige DJ Hollow Skies einige Prinzipien: Er verhandelt trotz kleinem Budgets nicht über Auftrittshonorare. Und er will keinen Headliner – alle Bands stehen gleichberechtigt und in der Reihenfolge teils vertauscht auf den Ankündigungen.

Golden Apes in Hannover, 4. November 2017 / Foto: Dunkelklaus
Golden Apes in Hannover, 4. November 2017 / Foto: Dunkelklaus

Da wundert es fast, dass mit den seit mehr als zwei Jahrzehnten spielenden Golden Apes eine schon bekanntere Formation antritt. Tatsächlich gab es kurz Diskussionen, ob die Post-Punk-Band um Sänger Peer Lebrecht nicht schon zu „groß“ ist. Doch da die Apes mit ihrem familiären Dark Spring Festival in ihrer Heimat Berlin den Feinschmeckern der Subkultur ebenfalls jedes Jahr ein musikalisches Überraschungsmenü servieren, waren die Zweifel schnell verflogen. Zumal die Golden Apes etwas mitbringen, was im Heinz gerne gesehen wird – eine intensive Live-Präsenz. Und wer nach Neuem giert: Mit dem über Crowdfunding finanzierten 2019er Album „Kasbek“ bringt die Formation auch frisches Material mit nach Hannover.

Foto: Dear Deer
Foto: Dear Deer

Eine weitere Konstante bei den Machern ist das Faible für französische Bands. Dieses Mal sind gleich zwei dabei: Dear Deer ist ein 2015 gegründetes Duo, welches aus Federico Iovino (Popoï Sdioh) und der energischen Sabatel (Cheshire Cat) besteht und Post-Punk mit Noise mischt und sich mit No-Wave-Disco-Einflüssen beschäftigt. Wer in Sachen Musik europaweit unterwegs ist, kann Dear Deer in den vergangenen Jahren durchaus schon gesehen haben, denn die Band war unter anderem mit The KVB, Perturbator, Savage Republic, Guerre Froide oder Motorama zwischen Polen und Portugal unterwegs und spielte auch beim Wave Fest, dem Minicave, dem Waveteef und dieses Jahr auch beim WGT in Leipzig.

Foto: Peine Perdue
Foto: Peine Perdue

Ebenfalls als Duo kommt die andere französische Band daher: Peine Perdue bringen kühlen Synth-Wave der wiederbelebten französischen Szene auf die Bühne. Die synthetischen Kompositionen von Stéphane Argillet erschaffen zusammen mit rätselhaft gehauchten französischen Texten von Coco Gallo ein sinnlich-minimalistisches Klanguniversum.

Foto: The Knutz
Foto: The Knutz

Eine weitere Anreise haben The Knutz, die aus Brasilien nach Hannover kommen. Daniel Abud (Gesang/Gitarre), Tiago Abud (Bass) und Airton Silva (Schlagzeug) kreierten 2005 den Sound von The Knutz, dessen „BatCaveabilly-Rock-Sound“ ein wenig an Bauhaus erinnert. Dank ihrer energiegeladenen Live-Auftritte (und wohl auch den trven Outfits) gehören The Knutz zu den bedeutendsten Bands der schwarzen Szene Brasiliens.

Foto: Marta Raya
Foto: Marta Raya

Solo ist Marta Raya unterwegs: Die Musikerin, Sängerin und Songwriterin hat mit „Hidden Emotions“ vor einem Jahr einen finsteren Erstling herausgebracht. Das Soloprojekt der gleichnamigen Künstlerin entstand aus Heim-Jamming-Sessions. Das Komponieren ist für Raya eine „Reise zum inneren Selbst“. Und dort ist es offensichtlich ziemlich trist, düster, verträumt und etwas rau.

Foto: Peter (Bruits De La Cave)
Foto: Peter (Bruits De La Cave)

Das Bruits De La Cave beginnt am Samstag, 22. Juni 2019 im Béi Chéz Heinz in der Liepmannstraße 7b in Hannover. Parkplätze für Fahrräder und Autos gibt es vor der Tür, die U-Bahn-Linie 10 (Wunstorfer Straße 10) fährt in eine fußläufig verträgliche Nähe. Wer nicht bei Freunden unterkommen kann, kriegt im nahe gelegenen Hotel Amadeus ein nettes Bett und Frühstück.

Los geht es voraussichtlich um 17 Uhr, der Einlass öffnet bereits um 16 Uhr. Das Ende ist so schnell nicht absehbar – nach den fünf Bands gibt es eine Party. Neben Musik gibt es auch Stände mit Kunst und Burgern.

 

Karten gibt es für 17,60 im Vorverkauf zum print@home bei tixforgigs.com oder für 19 Euro an der Abendkasse. Mehr Infos unter www.hollowskies.fr oder www.beichezheinz.de 

Wer wissen will, wie schön das Festival im vergangenen Jahr war, kann das hier noch mal nachlesen.