Mit VNV Nation in Goslar auf Schicht: Traumtänze, Tanzträume und ein paar Tränen

Seit es mit VNV Nation im Dezember 2016 erstmals im Museumsbergwerk Rammelsberg in Goslar auf Schicht ging, hofften die Fans der Future-Pop-Ausnahmeband auf eine Wiederholung in der coolen Weltkulturerbe-Location. Am Samstagabend, 2. November 2019, war es dann so weit: Die „Miner‘s Rock“-Konzertreihe lud erneut zum Liveauftritt von VNV Nation in die alte Schlosserei der einstigen Mine zur Gewinnung von Buntmetallen. Einmal mehr gelang im Harz der Coup: VNV-Mastermind Ronan Harris entführte die teils hunderte Kilometer weit angereisten Fans in eine magische Welt aus Licht, Rhythmus und Klang. Es wurde getanzt, gejubelt, geträumt, geschwitzt und ein bisschen geweint.

Doch die vergleichsweise kleine Location hat ihren ganz eigenen Charme und bietet vor allem eine besondere Intimität zwischen Publikum und Band. Das war toll. Auch der etwa sechsjährige und damit vermutlich jüngste Konzertgast des Abends (natürlich angetan mit dicken Lärmschutz-Kopfhörern) wird die extragroße und liebevolle Aufmerksamkeit vom stimmgewaltigen Bandmaster Ronan Harris wohl nie mehr vergessen. 

So schön die Halle in Goslar ist, sie hat ihre Tücken. So war der Sound nicht immer und nicht an jeder Stelle optimal. Leichte Akustik-Schwächen gab es auch schon vor drei Jahren (unseren Bericht von damals könnt Ihr hier noch mal nachlesen), was das Erlebnis im Ganzen aber nicht geschmälert hat. So auch dieses Mal. 

Ein bisschen besorgt waren wir jedoch, als Ronan, der eine schwere Allergie gegen normalen Bühnennebel hat (mehr dazu könnt Ihr noch mal in unserem großen Interview mit Ronan nachlesen), bei den ersten Songs kurzzeitig schier die Luft wegblieb. Da hat wohl jemand aus Versehen den falschen Knopf gedrückt. 

Zum Glück verzog sich der Nebel, und die Stimme kam zurück. Und spätestens ab Song drei (Tomorrow Never Comes) und vier (Testament) wurden Sound, Stimme und Stimmung besser und besser. Erst nach mehr als zwei Stunden Tanzen, Singen, Feiern und Fühlen (beziehungsweise nach 23 Songs inklusive zweier Zugaben und einer ausführlichen Verabschiedung) war Schluss.

Getanzt wurde vor allem bei den Über-Hits Control, Resolution, Space and Time und bei dem neueren Publikumsliebling "God of All".

Geträumt und ein bisschen geweint wurde beim traumschönen "Illusion".

Ein Lichtermeer gab es beim mittlerweile fast magischen "Nova". 

Das Highlight aber kam zuletzt: Mit "All Our Sins" vom jüngsten Album „Noire“ hat der irische Wahlhamburger ein musikalisches Juwel erschaffen, das schon jetzt ein Klassiker ist. Kraftvoll, ergreifend - und ergreifend schön, selbst für Ronan, der sich am Ende ebenfalls erst einmal sammeln musste. Ein sensationeller Schlusspunkt eines großartigen Konzertabends, der alle Anfangschwächen überstrahlte. Großes Kino, große Klasse.

Da freuen sich die Gruftboten doch schon auf das Ende des Monats, denn dann steigen in Potsdam und Berlin weitere Weihnachtskonzerte mit VNV Nation. Mit ganz viel Gefühl - und bestimmt ohne bösen Nebel.