Von Darkiness
Der Satz „Ich gehe mal ins Exil“ hat in Göttingen seine ganz eigene Bedeutung: Der gleichnamige Club öffnet hier seine Pforten für ein musikalisch unterschiedlich geprägtes, alternatives Publikum. Zusätzlich zu den verschiedenen Partyreihen finden im Exil auch Konzerte statt, rund 200 bis 300 Gäste haben Platz.
Lage?
Kaum zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt liegt der Club in der Weender Landstr. 5 (Iduna-Zentrum), das ist eine Art Partymeile Göttingens, wo sich Bars, Restaurants und eine weitere Disco aneinanderreihen, die Uni ist ganz in der Nähe (da gibt's auch Parkplätze). Etwa 300 Meter vom Exil entfernt findet sich das B&B Hotel Göttingen, welches sich als Übernachtungsmöglichkeit für eine Kurzreise und einen Besuch im Exil anbietet.
Location?
Schon in früheren Jahren legten im Exil legendäre Größen der dunklen Szene, darunter beispielsweise Ecki Stieg („Grenzwellen“), auf. Stahlmann-Sänger Martin Soer arbeitete jahrelang als Thekenkraft im Club und lässt sich bis heute gern hier blicken. Wenn man Glück hat (und es an der Theke hoch hergeht), wird man vielleicht sogar von ihm bedient.
Der Club teilt sich in zwei Räume auf. Beim Betreten des Hauptraumes kommt man am DJ-Kabuff vorbei, das nicht verglast ist. Die dahinterliegende Wand ist komplett mit CD-Regalen bestückt, was eine tolle Wohnzimmer-Atmosphäre erzeugt.
Im Hauptraum gibt es eine große Theke, hier ist auch die Garderobe. Der Aufbau des Raumes ist terrassenförmig, wer nicht gerade Getränke ordert oder quatscht, kann entspannt auf die ganz unten liegende Tanzfläche schauen, am Ende der Tanzfläche ist die Bühne. Wenn keine Konzerte stattfinden, kann man sich dort auch auf die Kante setzen. Barhocker und Tische laden hier zum Entspannen ein, innerhalb von Sekunden kann bei Bedarf die Tanzfläche gestürmt werden. Die Beleuchtung passt zur Szene: Es ist ziemlich dunkel, die Deko ist sparsam, die Nebelmaschine läuft gut dosiert.
Neben dem Hauptraum gibt es noch einen Raucherraum mit mehr Sitzmöglichkeiten und eigener Theke. Wenn Konzerte stattfinden, wird dieser Raum als Backstage-Bereich genutzt.
Die Toiletten im Exil sind sauber und geräumig, es gibt genügend Kabinen, es fehlt an nichts.
Party?
Der Club macht seinem Namen alle Ehre, indem er insbesondere Querhörer willkommen heißt, die fernab von kommerzieller beziehungsweise konventioneller Musik unterwegs und im alternativen Bereich
zu Hause sind. Neben Metal-, Crossover- oder Indierock-Abenden präsentiert sich das Exil an zwei Terminen im Monat von seiner dunkelsten Seite:
- jeden zweiten Freitag im Monat steigt die „Nacht der Schatten“, eine Gothic-Veranstaltung, die sich über Jahre hinweg in Göttingen etabliert hat. Gothic-Rock, Wave und 80er-Klassiker aus dem schattigen Bereich bilden den überwiegend dunkelbunten Klangteppich auf dieser Party. Man kann verlässlich Lieder von Deine Lakaien, Sisters of Mercy, The Cure oder auch ASP erwarten. Der hier verantwortliche DJ ist DJ Scanner, der versteht, wie man die Gäste zum Tanzen bringt.
- jeden letzten Freitag im Monat gibt’s die „Klangwelt“, die vorwiegend die elektronische Seite der Dunkelszene bedient. Hier kommen Liebhaber von EBM,
Synth- bzw. Futurepop und Industrial-Rock auf ihre Kosten. Gespielt werden unter anderem Lieder von Covenant, VNV Nation, Apop, And One oder Rotersand, aus dem EBM-Bereich kommen Spetsnaz, DAF,
Nitzer Ebb oder Front 242 hinzu. Dj Thomas Bock setzt gekonnt Akzente und mixt Neuerscheinungen mit Raritäten und altbekannten Hits.
Für beide Partys gilt: Hier wird getanzt! Auch die Gruftboten haben das schon ausgiebig und mit viel Vergnügen getan. Die DJs erfüllen auch gerne Musikwünsche.
Weitere Infos zu Partys und Konzerten findet Ihr auf der Club-Homepage: www.exil-web.de
Leute?
Wie sich das gehört, finden sich bei den schwarzen Partys Leute in Gothic-Kluft im Exil ein, teilweise aufwändig geschminkt und gestylt. Auch ein paar wenige Stinos mischen sich dazwischen, die erst gucken, dann aber einfach mittanzen. Alles sehr gechillt.
Bei der Nacht der Schatten sieht man sowohl Korsett-Träger und -Trägerinnen, Leute im klassischen Indie-Outfit als auch Männer im Mittelalterrock-Gewand. Und die üblichen Gruftis in allen Schattierungen, natürlich.
Bei der Klangwelt-Party gibt’s durch die vorwiegend elektronische Komponente mehr Metall, Nieten, Schnallen und glänzendes Material zu sehen. Auch der ein oder andere Cybergoth tanzt gerne mal zu dieser Party an.
Preise?
Kommt man in der ersten Stunde nach Öffnung in den Club, zahlt man 3 Euro Eintritt, später kostet es 5 Euro. Der Club öffnet in der Sommerzeit um 23 Uhr, in der Winterzeit um 22 Uhr.
Die Garderobe kostet 1 Euro, wobei unter einigen Tischen im Hauptraum eine Ablagefläche ist, wo auch eine Jacke oder Tasche drauf passt. Drauf aufpassen muss man dann natürlich selber.
Der Club bietet eine kleine, aber feine Auswahl an Flaschenbieren und auch Frischgezapftes. Neben Bier gibt’s Longdrinks, Sekt und Cocktails. Die überragende Auswahl an Fritz Limos und Mategetränken werten die Getränkekarte deutlich auf. Die Preise sind moderat: 2,90 Euro für 0,3l gezapftes Krombacher und 2,60 Euro für ein 0,33er Flaschenbier.
Fazit:
Wird man in konventionellen Clubs als Gruftie angestarrt, so findet man im Exil einen Schutzraum, in dem man mit Gleichgesinnten seine dunkle Seite ausleben kann. Beide schwarze Partys sind uneingeschränkt als Treffpunkt mit Freunden oder auch nur zum Tanzen zu empfehlen. Insgesamt ist das Exil eine kleine Club-Perle, die dem allgemeinen Clubsterben hoffentlich noch lange entfliehen wird.