Von CorviNox
In der Tiefsee lauern sie. Die alten Kreaturen, welche sich vor der Oberfläche losgesagt haben, um ihr Dasein in Ruhe zu fristen. Doch manchmal kommen sie wieder an die Oberfläche.
Wie schon zuvor mit dem Album „Zutiefst“ nehmen ASP ihre Zuhörer nun mit der „Kosmonautilus“ tief hinab in die Dunkelheit unter dem Meeresspiegel. Es ist der vierte Teil des
„Fremder“-Zyklusses, und wie nicht anders zu erwarten, folgt auf das Erscheinen des neuen Albums direkt die dazugehörige Deutschlandtour des ruhelosen Urgesteins der schwarzen Szene. Und
wie so oft lasse ich mir das natürlich nicht entgehen.
Erfreulich ist der Opener des Abends: 2 Minds Collide sind so etwas wie Lokalmatadore in unserem kleinen Saarland. Wenngleich der englischsprachige und eher Punk-lastige Stil eigentlich so gar nicht zu dem Zielpublikum der ASP-Hörer zu passen scheint, so meisten sie ihren Job als Vorband an diesem Abend doch ganz hervorragend.
Apropos Meister… Eins vorneweg: Jede ASP-Tour ist auch immer eine kleine Best-Of-Tour. So auch diese. Zwar sind hier und da die Songs der neuen Platte in das Konzert eingestreut, aber dennoch bekommt das Publikum das Beste aus mehr als 25 Jahren ASP zu hören. Ein besonderes Highlight ist für mich der Song „Demon Love“ - ich hatte schon befürchtet, ihn nie mehr live hören zu können.
Noch immer ist die Band für mich das Nonplusultra, wenn es um Live-Auftritte geht. Und doch merkt man, dass ASP in die Jahre kommt.
Textunsicherheiten bei einem Tourauftakt sind sicherlich nicht tragisch, zumal Asp diese mit seiner charismatischen Art schnell wieder vergessen macht. Auch gesangstechnisch hat er nichts verloren - und doch kann ich mich nicht des Gefühls erwehren, dass er müde ist. Die unbändige Kraft, die diesem Mann einst durchströmte und die das Publikum stets in Brand versetzte, lodert an diesem Abend nur auf Sparflamme.
Gut, ich habe leicht reden. Wenn ich zweieinhalb Stunden auf der Bühne der mal wieder viel zu heißen Garage in Saarbrücken stehen müsste und einen Song nach dem anderen schmetternlingen müsste, dürfte man mich wahrscheinlich schon nach 15 Minuten ins Sauerstoffzelt tragen.
Nicht so Asp. Er spielt das volle Repertoire seiner Schaffenskunst aus, und so fehlen neben den neuen Liedern der „Kosmonautilus“ natürlich nicht die Klassiker „Ich Bin Ein Wahrer Satan“, „Und Wir Tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)“, „Lykanthropie“, „GeistErfahrer“, „Wanderer“, „Schwarzes Blut“ und viele weitere.
Für mich ist und bleibt er der Meister, und ich hoffe, es wird noch sehr lange dauern, bis Asp und seine großartige Band sich von den Bühnen verabschieden. Aber wer ASP kennt, der weiß, dass nach der Tour schon wieder vor der Tour ist.
Ende des Jahres lädt er erneut in die schönsten Auftrittsorte des Landes ein, dann allerdings zu „Dunkelromantischen Winternächten“ im Rahmen seiner unplugged „Krea-Tour“.
Auf diese freu ich mich besonders, denn hier steht nicht die unbändige Kraft seiner Rockkonzerte im Mittelpunkt, sondern das Schöpfen aus seinen unendlichen Gefühls(un)tiefen.